Theorien differenzieren das Unterrichten
Der Umgang mit Tanz und Tanzkunst ist ebenso wie unsere Art, darüber zu sprechen und nachzudenken, entscheidend durch unsere Einstellung zur Welt geprägt. Über eine Auseinandersetzung mit Lerntheorien, Philosophie, Psychologie, Kultur- und Tanzwissenschaft können wir unsere Vorstellungen von Tanz präzisieren, lernen sie zu hinterfragen und zu modifizieren und ein differenziertes Verständnis für Unterrichtsprozesse zu entwickeln. Theoretische Reflexionen und ein Nachdenken über Tanz ermöglichen einen eigenen Standpunkt in der Welt des Tanzes und der Tanz-Pädagogik zu entwickeln. Unterrichtsentscheidungen erfahren eine wissenschaftliche Fundierung.
Philosophie
Konzepte, Bilder und Überzeugungen von der Welt, dem Menschen, vom Tanzen und der Tanzkunst prägen die eigene Einstellung zum Lehren, ja, sie wirken sich direkt im eigenen Unterrichten aus: nicht nur in der Wahl der Methoden und des tänzerischen Materials sondern vor allem im Umgang mit dem Schüler. Das eigene philosophische Weltbild hat ebenso wie ästhetische, soziale und ethische Einstellungen einen grundlegenden Einfluss auf die Gestaltung des Unterrichts.
Motivationstheorie
Tänzerisches Lernen muss für den Schüler selbst bedeutsam sein. Bedeutsamkeit ist der Schlüssel für intrinsische Motivation, einem intensiven Lerneinsatz und der Bereitschaft, zu üben und zu wiederholen. Bedeutsamkeit zu schaffen, ist für den gesamten Unterrichtsverlauf zentral und gehört daher zur wichtigsten Aufgabe, die der Lehrer zu meistern hat.
Humanistische Psychologie
Ein empathischer Lehrer, der den Schüler in seinen Bedürfnissen und Erfahrungen ernst nimmt, ist für das Lernen ebenso wertvoll wie eine unterstützende, wertfreie und offene Unterrichtssituation. Aus diesen Lernprozessen resultiert, mutig und angstfrei seine Tänze tanzen und zeigen zu können. Für den Lehrer bedeutet dies, seine eigenen Vorstellungen und Wertungen vom richtigen Tanzen zurückstellen zu können und in einen offenen, wertfreien Dialog zu treten.
Kultur- und Tanzwissenschaft
Je vielfältiger und differenzierter das Wissen über tanzästhetische und -historische Zusammenhänge und die kulturell-gesellschaftlichen Bezüge des Tanzes ist, desto fundierter kann man sein Unterrichtmaterial auswählen. Kultur- und Tanzwissenschaft geben uns vielfältige Anregungen und kontextualisieren den eigenen Tanzunterricht in seiner Zeitgenossenschaft.
Praxis und Theorie
Integrative Tanz-Pädagogik arbeitet und reflektiert Modelle der Anthropologie, Phänomenologie, Humanistischen Psychologie, Entwicklungspsychologie, Gehirnforschung, des Gestaltkreises und einer Physiologie vom Lernen ebenso wie Unterrichtstheorie und Didaktik. Konkrete Erfahrungen im Lernen von Tanzen und Unterrichten werden theoretisch reflektiert, um Zusammenhänge von Tanzen und Unterrichten differenziert nachvollziehen zu können.
In thematischen Schwerpunkten der Ausbildung werden mit Rückbezug auf die eigene praktische Arbeit Ansätze und Theorien von u.a. Viktor von Weizsäcker, Helmuth Plessner, Maurice Merleau-Ponty, Carl Rogers, Jean Piaget, Frederik Vester und Hilbert Meyer reflektiert.